St. Peter und Paul (Rüdenhausen)

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Die Kirche in Rüdenhausen

Die Kirche St. Peter und Paul in Rüdenhausen ist die Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde. Sie steht am Kirchplatz inmitten des unterfränkischen Dorfes. Aufgrund der engen Beziehungen zwischen dem Ort und den Grafen von Castell-Rüdenhausen wurde die Kirche von den Dorfherren geprägt. Die 400 Jahre währende Herrschaft der Grafen schlug sich in Gestalt und Ausstattung der Kirche nieder. Die Kirchengemeinde Rüdenhausen gehört zum Dekanat Castell im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Die Geschichte der Kirche in Rüdenhausen ist eng mit dem Geschlecht der Grafen von Castell verbunden. Rüdenhausen wurde 1546, nach der Teilung in zwei Hauptlinien, Stammsitz der Linie Castell-Rüdenhausen. Das Aussterben der Linie im Jahr 1803 brachte Rüdenhausen in den Besitz der Remlinger Linie. Graf Christian Friedrich (1772–1850) erneuerte die Rüdenhauser Linie und führte wieder den Namen Castell-Rüdenhausen.

Die alte Kirche (bis 1708)

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Der Innenraum der Kirche (2023)

Wann Rüdenhausen eine eigene Pfarrei erhielt, ist unklar. Ein Pfarrbuch existiert in dem Ort erst seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Gesichert ist, dass Abtswind ab dem Jahr 1364 Filiale der Kirche in Rüdenhausen war. Erst 1396 wurde dieses Verhältnis gelöst. Rüdenhausen selbst war Filiale der Kirchengemeinde Kleinlangheim, obwohl der Ort immer einen eigenen Pfarrer besaß. Mit der Annahme der Reformation und der Ausformulierung einer eigenen Kirchenordnung löste Rüdenhausen im Jahr 1583 dieses Filialverhältnis.

Vom ursprünglichen Kirchengebäude sind nur wenige Informationen überliefert. Erstmals wurde 1364 eine kleine Holzkirche erwähnt. Später werden in einer Urkunde eine Kirche im gotischen Baustil und ein Giebel genannt. Die Kirche war wohl wie die Vorgängerin den Heiligen Peter und Paul geweiht, stand an derselben Stelle, war aber leicht nach Nordwesten verschoben. Die Adelsfamilie von Gnottstadt, die Rüdenhausen von den Grafen Castell 1463–1533 als Lehen bekam, benutzte diese Kirche als Grablege.

Von der alten Kirche ist ein Sakramentshaus im Chor überliefert. Eine Inschrift über dem Chorbogen lautete: „Anno salutis reparatae 1546 paulo ante obitum Illustris ac generosissimi Domini Wolfgangi Comitis ac Domini in Castell sacrosantum Christi evangelium per reverendum virum, Dominum D. Martinum Lutherum, immenso dei beneficio a foecibus et corruptetis (sic!) papisticis repurgatum in hoc pago ac toto comitatu Castellensi pure ac sincere doceri coepit“. Diese Inschrift bezog sich auf die 1546 eingeführte Reformation.[1]

Ottilia, die Tochter des Grafen Georg II., war die Erste aus dem Hause Castell-Rüdenhausen, die im Jahr 1562 in der Kirche bestattet wurde. Im Jahr 1539 erhielt die Kirche eine neue Turmuhr, sie wurde 1695 erneuert. In den Jahren 1569 und 1571 wurde der Turm renoviert. In dieser Zeit wurde auch der Friedhof aus dem Kirchhof auf die sogenannte Pfarrwiese verlegt. Im Jahr 1663 wurde eine neue Orgel mit sechs Registern eingebaut.

Der Neubau (1708 bis 1712)

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Die folgenden Jahre brachten einen Niedergang des Gotteshauses. Deswegen wurde ein Neubau des Kirchenschiffs geplant. Um die nötigen Gelder zu sammeln, erlaubte Graf Johann Friedrich zu Castell-Rüdenhausen sogenannte Kollektenreisen. Die vier Reisen des Rüdenhauser Tünchers Sebastian Ficht brachten mit circa 915 Gulden ein Viertel des benötigten Geldes. Ein Patent des Grafen hatte den Reisenden unterstützt. Die erste Reise Fichts führte von Franken über Thüringen nach Norddeutschland und nahm das ganze Jahr 1702 in Anspruch. Reisestationen waren Schweinfurt, Eisenach, Goslar, Hamburg, Bremen, Kassel und Fulda. Auf der zweiten Sammelreise wandte sich Ficht nach Süddeutschland. Größere Städte, die er von 1702 bis 1706 besuchte, waren Nürnberg, Stuttgart und Erlangen. 1707 schloss sich die Bodenseereise an, auf der er Wetzlar, Ansbach, Ulm und Lindau besuchte. Die letzte Reise des Kollektors Ficht führte ihn unter anderem auch nach Holland. Dorthin wurde er von Graf Adolph von Rechteren beordert, der mit Gräfin Sophia Juliana verheiratet und damit der Schwager des Casteller Grafen war. In Almelo, der Residenzstadt des holländischen Grafen, entstand im Jahr 1738 eine Kirche mit einer ähnlichen Kuppel wie die in Rüdenhausen. Ficht kehrte im Jahr 1709 von seinen Reisen zurück.[2]

Für den geplanten Neubau war der Baumeister Hans Michael Zäuner verpflichtet worden. Die Zimmerarbeiten sollte Matthias Fiedler aus Österreich übernehmen. Im Jahr 1708, als man mit dem Abriss begann, bemerkten die Handwerker, dass neben dem Kirchenschiff auch die restlichen Teile der Kirche marode waren. Also wurde das Gotteshaus vollständig abgerissen. Am 9. Mai 1708 konnte der Grundstein gelegt werden.

Die erste Beerdigung in der neuen Kirche erfolgte am 21. März 1709. Am 22. September des gleichen Jahres wurde die Kirche den Heiligen Peter und Paul geweiht. Die Baumaterialien und die Handwerker kamen aus der näheren Umgebung von Rüdenhausen. Obwohl der Turm erst im Jahr 1712 fertiggestellt werden konnte, wurden bereits Gottesdienste in der neuen Kirche gefeiert. Am 23. August setzte man den Turmknopf auf. Ein Gewitter drei Wochen später machte eine Neufixierung des Turmknopfs am 17. September 1712 nötig.

Erneuerungen (seit 1712)

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Während das Gebäude außen nicht weiter verändert wurde, erfolgten innen einige Umbauten. Neuerwerbungen und Renovierungen formten die Kirche im Inneren. Dies betraf vor allem die Orgel von Caspar Nieden. Sie stand in den Jahren 1709–1754 auf der westlichen Empore und enthielt zehn Register. Im Jahr 1754 wurde das barocke Gehäuse zerstört, die Orgel über dem Altar aufgehängt und von Johann Rudolph Voit erneut gestimmt. Im 19. Jahrhundert bekam die Kirche die heutige Orgel.

Obwohl die Veränderungen an der Fassade der Kirche gering waren, musste das Gebäude in den Jahren 1783, 1825, 1833 und 1895 neu gestrichen werden. Im Jahr 1752 wurden die Epitaphien der Grafen repariert, 1765 malte man die Emporen neu aus. In den Jahren 1846 und 1891 erhielt die Kirche einen neugotischen Kronleuchter, der Altaraufbau wurde mit Ölfarbe übermalt.

Im Jahr 1914 vor dem Ersten Weltkrieg wurde diese Restaurierung rückgängig gemacht und die alte Farbe wieder auf die Kirchenstühle aufgetragen. 1956–1958 wurde die Sakristei erneuert und man entdeckte weitere Grablegen unter der Kirche. Eine weitere Erneuerung erfolgte im Jahr 1971. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege ordnet das Kirchengebäude als Baudenkmal unter der Nummer D-6-75-162-7 ein.[3]

Die Südseite der Kirche

Die Kirche präsentiert sich als Saalbau. Der Chor ragt nach Osten. Der Kirchturm erhebt sich an der Nordseite. Das Kirchengebäude hat ein Satteldach. Der ursprüngliche Zustand des Gebäudes blieb über die Jahrhunderte erhalten.

Anders als bei vielen anderen Sakralbauten befindet sich die Schauseite im Osten. Die Fassade gliedern fünf rundbogige Fenster mit schlichten Rahmen und Ohrungen. Die Nordseite der Kirche hat drei Rundbogenfenster. Der polygonale Chor schließt das Gebäude ab. Die Sakristei wurde nachträglich angebaut.

Der Turm besitzt zwei viereckige Geschosse, von denen das erste auf der Höhe des Chores endet. Ecklisenen und Gurtgesimse sind am Rande der beiden Geschosse angebracht. Ein drittes Geschoss ist achteckig[4]. Die Ecken tragen steinerne Zirbelnüsse. Dem Turm hat eine achtseitige, schiefergedeckte Kuppel. Auf der West- und der Ostseite sind die Wappen der Grafen von Castell angebracht. Die Wetterfahne in Form eines Schwanes wurde vom Schmied Christoph Sommer gestaltet.

Auf der Südseite befindet sich der Haupteingang, über dem ein gesprengter Giebel die einzige Ausschmückung auf dieser Seite des Gebäudes ist. Drei Rundbogenfenster gliedern die Fassade. Einige rechteckige Fenster spenden den Emporen im Inneren Licht. Auf der Westseite befindet sich ein Mittelportal; dort sind ebenfalls mehrere Fenster in den Emporengeschossen angebracht.

Altar

Die Kirche zeichnet sich vor allem durch die vielen Grabmäler für die Verstorbenen des Hauses Castell-Rüdenhausen im Inneren aus. Mehrere Kirchengeräte sind überliefert. Eine Besonderheit stellt der Taufengel dar.

Der Taufengel im Kircheninneren

Der von Simon Merzer geschaffene Altar mit den Maßen „26 Schuh in die Höhe und 12 Schuh in die Breite“ steht mittig im Chor. Der Aufbau ist mehrfach gegliedert und hat vier konkav-konvex gewundene Säulen, die mit geschnitzten vergoldeten Bändern verziert sind. Das Altarblatt zeigt Christus als Gekreuzigten. Links neben dem Kreuz kniet die trauernde Maria Magdalena. Unterhalb des Altarauszugs ist ein Ehewappen des Erbauers Johann Friedrich von Castell und seiner dritten Ehefrau, der Gräfin Catharina Hedwig von Rantzau-Breitenburg, zu sehen. Auf dem Auszug stehen links und rechts zwei Vasen. Ein ovales Ölgemälde in der Mitte des Altarauszuges zeigt den auferstandenen Christus vor dem leeren Grab. Am Sockel des Altars befindet sich ein weiteres, kleineres Ölbild mit der Abendmahlsszene. Als Künstler der Bilder kommt der Würzburger Hofmaler Oswald Onghers in Betracht. Zwei Figuren der Kirchenpatrone St. Peter und Paul aus dem Jahr 1650 flankieren den Altar im Mittelteil.[5]

Der Taufengel der Rüdenhauser Kirche ist der einzige seiner Art in der Region und einer der wenigen Schwebtaufengel überhaupt. Taufengel existieren auch in Oberfranken, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Er ist fast lebensgroß und trägt ein goldenes Gewand. Goldene Flügel überragen seinen Rücken. In den Lorbeerkranz, den der Engel in Händen hält, kann ein Taufgefäß eingesetzt werden. Bei Taufen kann er an einem Seilzug herabgelassen werden.

Er wurde wohl im Jahr 1778 geschaffen, die Kosten übernahm die Tochter des Baumeisters Hans Michael Zäuner. Im 19. Jahrhundert entfernte man vielerorts die Engel und schaffte stattdessen Taufbecken an. Auch in Rüdenhausen verschwand der Taufengel 1846; bald darauf richtete man ihn wieder auf. Im 20. Jahrhundert wurde der Seilzug elektrisch angeschlossen, sodass der Engel nun vom Kircheninneren heruntergelassen werden kann.[6]

Die Kanzel befindet sich an der linken Langhauswand. Sie wurde von den Schreinern Franz Hölzer aus Geiselwind und Christoph Wilhelm Holzapfel aus Kleinlangheim geschaffen. Sie besteht aus Holz, die vier Ölfarben-Gemälde auf dem Korpus zeigen Christus als Salvator Mundi und die vier Evangelisten. Auch hier wird Oswald Onghers als Maler vermutet. Der Korpus ist fünfseitig.

Die Fünfseitigkeit wiederholt sich am Schalldeckel. Vier Akanthusranken begrenzen ein Säulenkapitell. Ein Posaunenengel bekrönt die Kanzel. Er entstammt der gleichen Werkstatt wie der Taufengel. Vergoldetes Blattwerk und aufgemalte Ornamente verzieren die gesamte Kanzel.[7]

Orgel und Emporen

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Orgelprospekt der Firma Steinmeyer

Die Orgel befindet sich oberhalb des Altars hinter einer Empore. Sie wurde im Jahr 1875 von der Orgelwerkstatt Steinmeyer in Oettingen geschaffen. Die damalige mechanische Kegelladentechnik macht sie heute zu einem seltenen Instrument. Sie besitzt elf Register auf einem Manual und Pedal und hat eine „romantische“ Klangfarbe. Eine Restaurierung erfolgte 1988.[8]

Das Langhaus der Kirche wird von zweigeschossigen Emporen an den westlichen und nördlichen Langhausseiten beherrscht. Sie ruhen auf kunstvoll verzierten Holzpfeilern und sind zum Teil offen, zum Teil in drei Logen durch Glas- bzw. Rankengitterfenster abgeschlossen. Die mittlere wird Herrschaftsloge oder Herrschaftsstand genannt, ist mit Akanthuswerk und kleinen Pilastern verziert und war den Mitgliedern des Fürstenhauses vorbehalten.[9] Ein großes Wappen des Hauses Castell bekrönt diese Empore. Die Emporen wurden von Matthias Fiedler geschaffen. Er erhielt für die Arbeit 70 Gulden. Die Verzierungen stammen wohl von den Meistern des Altars.

Den Umschmelzungen in den beiden Weltkriegen fielen viele der Rüdenhauser Glocken zum Opfer. Die älteste der heutigen fünf Glocken im Turm der Kirche ist die Zeit- oder Elf-Uhr-Glocke aus dem Jahr 1608. Sie wurde von Graf Gottfried von Castell-Rüdenhausen gestiftet und vom Nürnberger Gießer Christoph geschaffen. Sie schlägt jede Stunde in a' und wiegt 630 kg. Ihr Durchmesser beträgt 98 cm. Eine Inschrift lautet: „Christof glockengießer zu nurmberg gos mich gottes wort bleibt ewig glaub dem mit der that bist selig“.

Zwei Glocken stammen von 1950. Die Zwölf-Uhr-Glocke wurde vom Haus Castell-Rüdenhausen gestiftet, um an die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg zu erinnern. Sie wurde in Heidelberg von der Firma Friedrich und Wilhelm Schilling mit der Tonlage g' gegossen. Die Taufglocke, gestiftet von der Gemeinde, entstand ebenfalls in Heidelberg. Der Durchmesser dieser Glocke mit der Tonlage c' ist 70 cm.

Zwei weitere Glocken, die Dank- und Konsekrationsglocke und die Totenglocke, entstanden im Jahr 1991. Letztere ersetzte eine Stahlglocke aus dem Jahr 1926. Sie haben die Tonlagen e' (Dankglocke) und d' (Totenglocke). Zusammen bilden die fünf Glocken die Melodie des Te Deums.[10]

Die Holzpfeiler der Emporen

Die Rüdenhauser Kirche besitzt neben den Ausstattungsgegenständen auch eine große Sammlung an kirchlichen Geräten. Sie stammen zumeist aus Stiftungen des Herrscherhauses und wurden von Schmieden aus Kitzingen, Schweinfurt und Nürnberg gearbeitet.

Das älteste Stück ist ein 17,5 cm hoher gotischer Kelch aus vergoldetem Silber, der im Jahr 1532 von Nürnberger Schmieden gefertigt wurde. Er trägt auf dem Nodus die Inschriften „ihs – xps“ (Jesus Christus) und „Ave mar“ (Ave Maria). Ein Allianzwappen des Stifterpaares Hans von Gnottstadt und Gemahlin Anna geb. von Seckendorf befindet sich am Fuß. Ähnliche Exemplare besitzt die Spitalkirche in Wunsiedel.

Aus dem Jahr 1618 stammt eine Hostienbüchse aus Silber. Auf dem Deckel der 4,5 cm hohen Büchse mit einem Durchmesser von 7 cm sind die Buchstaben „L“ und „B“ und die Jahreszahl eingraviert. Ein Wappen zeigt einen Hund, womit es dem Wappen der Gnottstadter ähnelt. Lediglich die Vorderfüße fehlen. Ein Krankenkelch, der um das Jahr 1650 entstand, zeigt eindeutig das Wappen der Freiherren von Limpurg. Der 11 cm hohe Kelch stammt wohl aus der Stiftung von Anna Luise zu Castell-Rüdenhausen.

Eine der beiden Abendmahlskannen aus Silber mit reichen Verzierungen entstand im Jahr 1751. Ein Lamm ziert den Deckel. Der Griff ist einem Engel nachgestaltet. Die Inschrift im Deckel lautet: „+ JOHANN CONRAD HLYN MDCCXXXI“. Eine Meistermarke weist das Stück als Arbeit des Schweinfurter Meisters Johann Georg Vogt aus. Die andere Kanne ist eine Arbeit des Rokoko und stammt aus dem Jahr 1768. Der Deckel ist mit dem Osterlamm geschmückt. Die Inschrift auf dem Griff lautet: „MARGARETHA ACKERMAENIN 1768“. Die Kanne wurde von einem Nürnberger Meister geschaffen und ist 22,5 cm hoch.

Ein im Jahr 1745 entstandener Kelch mit Patene von Johann Georg Vogt besteht aus vergoldetem Silber und ist 21 cm hoch. Er trägt die Inschrift: „Maria Jacobina Sophia Kornästerin gebohrne Leonhardtin – Eva Juliana Stiglingin gebohrne Leonhardtin 1745“. Die Cupa ist glatt, der Nodus dagegen gewunden gearbeitet.

Der Hostienteller aus dem 18. Jahrhundert besteht aus Silber. Die Umschrift lautet „MARGARETA BARBARA SPRENGERin“. Das Stadtwappen Kitzingens ist das Beschauzeichen. Der Meister ist mit „JHS“ abgekürzt. Der Teller hat einen Durchmesser von 14,5 cm. Außerdem befinden sich zwei Leuchter aus dem Jahr 1856 im Kirchenschatz. Beide sind 36 cm hoch und werden in einer Inschrift als Stiftungen der Gräfin Marianne Caroline Louise zu Castell-Rüdenhausen genannt.

Eine Schale wurde zum Andenken an Elisabeth Gräfin zu Castell-Rüdenhausen im Jahr 1890 geschaffen. Der Meister, mit „WTB“ abgekürzt, gravierte in die Mitte der Schale die Inschrift „Fürchte dich nicht – glaube nur“ ein. Eine weitere Hostienbüchse aus Silber stammt aus dem 19. Jahrhundert. Der Deckel der 7,5 cm hohen profilierten Büchse trägt ein stehendes Kreuz. Die Inschrift auf der Unterseite nennt den Meister „G. E. Eggert – Mühlhausen i/Th“.

Das jüngste Kirchengerät, ein vergoldeter, 21,5 cm hoher Silberkelch, stammt aus dem Jahr 1926. Auf der barockisierenden Arbeit ist ein Ehewappen von (Castell-Isenburg) eingelassen. Die Inschrift lautet: „Zur Erinnerung an Fürst Wolfgang zu Castell-Rüdenhausen und Fürstin Emma zu Castell-Rüdenhausen, Prinz. zu Ysenburg und Büdingen – Geschenkt von ihren Kindern Casimir, Marie, Alexander, Luitgard, Hugo, Hermann, Wolfgang – Juli 1926.“[11]

Epitaph des Grafen Johann Friedrich Graf von Castell-Rüdenhausen (1675–1749)

Zwölf kunstvoll gestaltete Epitaphe befinden sich innerhalb und an der Außenfront der Kirche. Sie stammen zum Teil von der Vogelsburg bei Volkach, wo die Grafen von Castell zunächst beigesetzt wurden. Das Kloster wurde im Zuge der Säkularisation aufgelöst, die Grabmäler wurden auf Betreiben des Archivars Friedrich Wilhelm Viehbeck nach Rüdenhausen verbracht. Einige Epitaphe stammen aus der alten Kirche. Weitere Grabmäler entstanden nach dem Kirchenneubau. Drei für Hofräte der Grafen befinden sich außen am Chor.

Aus der Vogelsburg

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Das älteste Epitaph für Hermann I. zu Castell wurde um das Jahr 1258 geschaffen und besteht aus einer lebensgroßen Plastik, die durch Verwitterung stark zerstört ist, und dem eigentlichen Grabmal. Die Umschrift lautet: „† ANNO • DNI • M • CCL … [FUN]DATOR • S • CON[VENTUS] CARM … HERMAN • COMES • DE • KASTEL • OB[IIT]“ (Im Jahre des Herrn 125[.] starb der Gründer des Klosters der Karmeliten Herman Graf von Castell). Die Plastik aus dem 16. Jahrhundert stellt Hermann als spätmittelalterlichen Ritter dar.

Ein weiteres Epitaph aus der Vogelsburg ist das des Grafen Friedrich V. Er starb fünfjährig am 6. Mai 1325. Das Sandsteingrabmal enthält zentral das Wappen der Grafen von Castell, darüber einen Helm mit Büffelhörnern. Ein Relief unterhalb des Wappens ist kaum zu erkennen.[12] Das dritte Grabmal für den Grafen Hermann IV. stammt aus dem Jahr 1363 und zeigt ebenfalls einen Helm und das gräfliche Wappen.

Aus der alten Kirche

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Von den aus der alten Kirche stammenden Grabmälern ist das der Familie Gnottstadt aus dem Jahr 1532 hervorzuheben. Es stellt eine Tochter der von Gnottstadt und von Seckendorff dar, die betend in Renaissancetracht dargestellt ist. Ein kunstvolles Alabasterepitaph befindet sich an der Langhauswand. Es ist das Doppelepitaph des Grafen Georg II. und seiner Gemahlin Sophia aus dem Jahr 1589. Das Grabmal besteht aus mehreren Geschossen mit verschiedenen Details.

Zwei weitere Grabmäler der Gräfinnen Charlotta Juliana und Charlotta Luisa stammen aus den Jahren 1696 und 1697. Während das der Juliana, auf dem zwei Putten das Ehewappen der Castell/Castell-Remlingen halten, eine barocke Arbeit ist, ist das der Luisa wesentlich einfacher gearbeitet. Mehrere Wappen umrahmen einen Text mit dem Gekreuzigten darüber. Das Ehewappen Castell/Hohenlohe nimmt die Mitte ein.[13]

Nach dem Kirchenneubau

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Ein weiteres Gräfinnengrab entstand erst nach dem Neubau der Kirche. Das 1746 geschaffene Epitaph der Eleonora Christiana ähnelt in seinem Aufbau stark dem der Charlotta Luisas von 1697. Die Wappen der Agnaten bestimmen wiederum den Aufbau. Das Grabmal des Johann Friedrich von Castell-Rüdenhausen aus dem Jahr 1751 von Johann Baptista Lauggas ist mit reichem Ornament versehen.

Eine Gedenktafel aus dem Jahr 1959 erinnert an Fürst Rupert, der im Jahr 1944 an der Ostfront vermisst wurde. Den Gedenkstein stiftete sein Bruder Siegfried Fürst zu Castell-Rüdenhausen.[14]

Grablege der gräflichen Familie Castell

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Neben den obengenannten Mitgliedern des gräflichen Hauses Castell-Rüdenhausen wurden auch andere Angehörige des Herrscherhauses in der Kirche beigesetzt. Einige der Grabkammern unter der Kirche wurden erst im Jahr 1957 entdeckt (siehe auch Grablege der gräflichen Familie Castell im Kloster Birklingen, Grablege der gräflichen Familie Castell in Castell und Grablege der gräflichen Familie Castell im Kloster Vogelsburg).

Name Lebensdaten Anmerkungen
Ottilia Gräfin zu Castell 1562–1562
Martha Gräfin zu Castell 1567–1569
Sophia Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1535–1588 geb. Freiin zu Limpurg
Georg II. Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen 1527–1597
Gottfried Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen 1577–1635
Sophia Christiana Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1644–1647
Maria Magdalena Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1647–1649
Johann Friedrich Graf zu Castell Rüdenhausen 1651–1651
Georg Friedrich Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen 1600–1653
Anna Luisa Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1619–1663 geb. Freiin zu Limpurg
Heinrich Albrecht II. Graf zu Castell-Rüdenhausen 1643–1674
Eberhard Graf zu Castell-Rüdenhausen 1650–1674
Elisabeth Dorothea Sybilla Gräfin zu Castell Rüdenhausen 1677–1678
Johann Gottfried Graf zu Castell-Rüdenhausen 1678–1679
Friedrich Ludwig Graf zu Castell-Rüdenhausen 1642–1680
Philipp Gottfried Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen 1641–1681
Anna Sybilla Florentina Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1648–1685 geb. Wild- und Freigräfin zu Dhaun
Charlotta Juliana Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1670–1696 geb. Gräfin zu Castell-Remlingen
Charlotta Luisa Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1671–1697 geb. Gräfin zu Hohenlohe
Friederike Charlotte Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1697–1698
Christiana Charlotte Juliana Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1681–1698
Sophia Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1704–1704
Philipp Friedrich Graf zu Castell-Rüdenhausen 1706–1706
Wolfgang Christian Graf zu Castell-Rüdenhausen 1702–1707
Wilhelmina Charlotte Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1705–1707
Eleonora Christiana Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1720–1746 geb. Gräfin zu Hohenlohe
Johann Friedrich Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen 1675–1749
Johanna Elisabetha Gräfin zu Castell-Rüdenhausen 1679–1757
Magdalena Dorothea Gräfin und Frau zu Castell-Rüdenhausen 1705–1762 geb. Gräfin zu Hohenlohe
Johann Friedrich Carl Heinrich Graf zu Castell-Rüdenhausen 1776–1776
Friedrich Ludwig Carl Christian Graf und Herr zu Castell-Rüdenhausen 1746–1803[15]

Die Liste der Pfarrer von Rüdenhausen umfasst die Vorsteher der Kirchengemeinde. Sie sind erst ab dem Jahr 1633 vollständig überliefert. Vor dem Jahr 1364 fehlen jegliche urkundliche Belege.

Name Amtszeit Anmerkungen
Heinrich 1364 genannt „plebanus Ecclesiae parochialis“ (lat. Pfarrer der Pfarrkirche)
Friedrich Escherich 1440–1454 aus Volkach
Nikolaus Beck 1455–1458
Nikolaus Siebenmark 1464 aus Kleinlangheim
Johannes Weiß 1472 vorher Frühmessner in Abtswind
Andreas Rügamer 1505 Pfarrverweser
Hermann Teufel 1546 letzter katholischer Pfarrer
… Dankfuß 1546 Vorname unklar, erster lutherischer Pfarrer
Caspar Hahn 1560
Georg Kraft 1569
Johannes Eigelmann 1577–1588
Wolfgang Hüllmantel 1592
Philippis Kiris 1616 aus Kirchheim unter Teck
Johannes Heilbrunner 1618 aus Lauingen
Johannes Schwab 1627 vorher Pfarrer in Seinsheim
Christian Hüler 1633–1635 aus Schweinfurt
Diakonus Herold 1636–1639 danach Pfarrer in Kitzingen und Mainstockheim, aus Kleinlangheim
Johann Wolfgang Braunwald 1641–1644 vorher Pfarrer in Abtswind, versieht 1636–1645 die Pfarrei Eichfeld mit
Johann Wolfgang Gütlein 1645–1695 vorher Pfarrer in Eichfeld
Friedrich Abraham Marckard 1696–1717 auch Hofprediger und Konsistorialrat
Georg Heinrich Gryphius 1717–1719
Arnold Kortwig 1719–1722 aus Herford
Georg Wolfgang Bernhard Landbeck 1723–1763 Superintendent, aus Weikersheim
Johann Heinrich Christian Landbeck 1763–1765 Sohn des Georg Wolfgang Bernhard Landbeck
Johann Christoph Thaut 1765–1795 vorher Pfarrer in Eichfeld, Superintendent, Konsistorialrat und Hofprediger
Johann Georg Westernacher 1796–1802 vorher Pfarrer in Abtswind
Johann Heinrich Stephani 1807 danach Kreisschulrat in Augsburg, Dekan in Gunzenhausen
Johann Christoph Grieninger 1807–1829 auch Dekan und Hofprediger
Christian Friedrich Knoll 1829–1846 auch Dekan und Hofprediger
Franz Xaver Walther 1847–1870 danach Pfarrer in Aeschach
Karl Benedict Rappold 1871–1881 danach Pfarrer in der St. Jakobskirche, Augsburg
Wilhelm Hofstätter 1882–1886 vorher Pfarrer in Altenschönbach
Johann Leonhard Haller 1887–1898 danach Dekan in Naila und Insingen
Adolf Kirsch 1899–1916 danach Pfarrer in Ortenburg und Merkendorf, aus Hohenfeld
Theodor Krafft 1916–1926 danach Pfarrer in Berchtesgaden und Pfarrer in der Erlöserkirche, München
Friedrich Arold 1926–1934 vorher Stadtvikar in Aschaffenburg, danach Pfarrer in Nürnberg und Dekan in Wunsiedel
Hermann Dietzfelbinger 1935–1939 vorher Stadtvikar in München, danach Landesbischof in Bayern
Wilhelm Schmerl 1939–1953 aus Gollhofen
Wilhelm Friedrich Schott 1953–1964 vorher Stadtvikar in Aschaffenburg, aus Würzburg[16]
Ernst-Ludwig Werner 1965–2000 zusammen mit der Gemeinde in Wiesentheid, Ehrenbürger von Rüdenhausen, aus Nürnberg[17]
  • Hans Bauer: Landkreis Kitzingen. Ein Kunst- und Kulturführer. Marktbreit 1993.
  • Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen: Rüdenhausen. Ort und Fürstenhaus in alten Ansichten (= Mainfränkisches Heft Band 97). Rüdenhausen 1996.
  • Tilmann Breuer u. a.: Franken: die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken (= Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I). 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin / München 1999, ISBN 3-422-03051-4, S. 924.
  • Max Domarus: Die Kirche in Rüdenhausen. Eine bau- und kunstgeschichtliche Würdigung. In: Mainfränkische Hefte. Heft 35. Volkach 1959.
  • Evang.-Luth. Kirchengemeinde Rüdenhausen (Hrsg.): Die Kirche in Rüdenhausen. Rüdenhausen.
  • Oliver Meys: Memoria und Bekenntnis. Die Grabmäler evangelischer Landesherren im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation im Zeitalter der Konfessionalisierung. Regensburg 2009.
  • Karl Treutwein: Von Abtswind bis Zeilitzheim. Geschichtliches, Sehenswertes, Überlieferungen. Volkach 1987.
Commons: St. Peter und Paul (Rüdenhausen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S. 21.
  2. Für die Reisen. Vgl.: Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S. 28–45.
  3. Geodaten: Denkmalnummer D-6-75-162-7, abgerufen am 3. September 2013.
  4. Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S. 202.
  5. Treutwein, Karl: Von Abtswind bis Zeilitzheim. S. 203.
  6. Markt Rüdenhausen: Taufengel, abgerufen am 3. September 2013.
  7. Evang.-Luth. Kirchengemeinde Rüdenhausen (Hrsg.): Die Kirche in Rüdenhausen. S. 2.
  8. Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 19. Oktober 2023.
  9. Bauer, Hans: Landkreis Kitzingen. S. 82.
  10. Evang. Luth. Kirchengemeinde (Hrsg.): Die Kirche in Rüdenhausen. S. 4.
  11. Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S. 74.
  12. Breuer, Tilmann: Franken: die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. S. 924.
  13. Meys, Oliver: Memoria und Bekenntnis. S. 43.
  14. Vgl.: Kulturpfad Castell: Rüdenhausen, abgerufen am 4. September 2013.
  15. Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S. 113 f.
  16. Domarus, Max: Die Kirche in Rüdenhausen. S. 110 ff.
  17. Infranken: Pfarrer Ernst-Ludwig Werner feierte seinen 80., abgerufen am 20. März 2018.

Koordinaten: 49° 45′ 54″ N, 10° 20′ 27″ O